Wir machen weiter in unserer Reihe zum Fanzine-Wettbewerb von System Matters. Zuletzt haben wir über „Elektro Bastard“ mit Jonas und über das „tamtam-zine“ mit momo gesprochen. Heute erzählt Lars uns etwas über sein Spiel „Blutforst“, das auf Tarot-Karten basiert.

Wer bist du?
Ich bin Lars. Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen und lebe nun seit fast 10 Jahren in Münster. Eine meiner größten Stärken ist das gesprochene Wort und das Schreiben fürs Sprechen.
Welche Rollenspiele magst du?
Ich mag die Freiheit, die „Cthulhu“ seinen Spieler*innen gibt. Als ich es zum ersten Mal gespielt habe, war das ein Augenöffner für mich. Außerdem finde ich „D&D“ nach wie vor solide, je nachdem, wie die Regeln ausgelegt werden und „Mausritter“ hat einfach ein unfassbar zugängliches Setting. Es gibt noch einen Haufen Indie-Spiele, die ich noch nie gespielt habe, ich aber trotzdem saucool finde und von denen ich mich immer mal wieder inspirieren lasse. Dazu zählen „Cloud Empress“, „The Quiet Year“ oder „Nagetiere mit Gitarren“.
Welche Rollenspiele magst du nicht?
Auch wenn es das erste Rollenspiel war, das ich gespielt habe, kann ich mit „Das schwarze Auge“ heute nicht mehr viel anfangen. Die Grundmechaniken sind zu langsam und lösen nicht die Gefühle in mir aus, die ich mir bei einem Fantasy-Setting wünsche. Die Kampagne, mit der ich hier eingestiegen bin, ist nach etwa 7 Jahren eingeschlafen und um die Gruppe tut es mir nach wie vor leid. DSA weine ich aber keine Träne nach.
Wo findet man dich?
Neben diversen Social-Media-Accounts, auf denen ich in der Regel „HerrVonSpeck“ heiße, habe eine kleine Website, auf der ich ein paar meiner Projekte sammle. Das ist eine bunte Mischung aus beruflichem und privatem Zeug. Rollenspiele sind da nur eine Unterkategorie. Man findet mich also auf https://HerrVonSpeck.de.
Was machst du für den System Matters Fanzine-Wettbewerb?
Mein Zine heißt „Blutforst“.
Worum geht es? Gebastelt oder gedruckt?
„Blutforst“ ist ein regelarmes, leicht zu lernendes Horror-Rollenspiel-Framework. Kern des Spiels sind Charakterkarten mit Beschreibungen stereotypischer Horror-Figuren, die dann von den Spieler*innen als Grundlage für Charakterbeschreibungen passend zum jeweiligen Setting benutzt werden. Deshalb auch Framework. Egal, ob man Teenager in den 80er-Jahren, die Besatzung eines Raumschiffes oder Puritaner in Neuengland spielt, die Archetypen auf den Charakterkarten lassen sich in ein paar Minuten auf jedes Setting anpassen. Dementsprechend muss die Spielleitung auch keine Hemmungen haben, die Charaktere umzubringen. Manchmal ist der Tod für einen Charakter auch erst der Anfang. Zusätzlich zu den Charakterkarten gibt es Schicksalskarten, mit denen eine Social-Deduction-Mechanik eingeführt wird, wie man sie z.B. aus „Werwölfe“ kennt. Die ist aber optional.
Insgesamt 5 Charakter- und 7 Schicksalskarten sind auf dickes Papier gedruckt im Zine enthalten, müssen allerdings noch selbst ausgeschnitten werden. Ich habe das Zine auf meinem Tintenstrahldrucker zuhause und auf Bibliothekskopierern gedruckt, dann mit einem Langhefter geheftet und angeschnitten (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Personal der Germanistischen Bibliothek der Uni Münster, die mir hierzu freundlicherweise ihre Schneidemaschine geliehen haben).
Ist das dein erstes Zine?
Das ist mein erstes Rollenspiel-Zine und ich würde jetzt schon Tausend Dinge anders machen. Genau deshalb habe ich es aber auch gemacht. Ich wollte etwas darüber lernen, wie ich Regeln aufschreiben sollte, damit andere damit spielen können (und vielleicht auch das Eine oder Andere über Layout lernen). „Blutforst“ wird aber nicht mein letztes Rollenspiel-Erzeugnis bleiben.
Wer macht noch mit?
Ich habe das Spiel selbst entwickelt, alle Grafiken selbst nachbearbeitet, selbst gelayoutet und gedruckt, aber Gerrit Peters und Michael Nagenborg haben das Zine gegengelesen und ich hatte insgesamt 7 Tester*innen, ohne die das Zine sicher nie veröffentlicht worden wäre.
Wie bist du auf das Thema gekommen?
„Blutforst“ ist ein Rollenspiel, das ich für Halloween 2022 entwickelt habe. An dem Abend wollte ich entspannt eine Rollenspielrunde mit erfahreneren Spieler*innen und Neulingen verbringen. Die Charaktererstellung sollte flott sein und es sollte keine komplexen Mechaniken geben. Dem Tag entsprechend sollte der Horror im Vordergrund stehen. Bei der Suche nach stimmungsvollen gemeinfreien Grafiken bin ich auf die Tarot-Karten von Pamela Colman Smith gestoßen und so entstand die Idee für Charakterkarten, die jetzt sicher das wichtigste Element des Spiels sind.
Was gefällt dir besser: die Konzeptionsphase oder die Umsetzung?
Das geht bei mir komplett durcheinander. Mein Gehirn funktioniert assoziativ, sodass die meisten kreativen Dinge, die ich so herstelle, eher organisch wachsen. Dieser Prozess ist manchmal anstrengend, aber wenn ich einen Durchbruch habe, weil ich ein Problem lösen konnte, ist das jedes Mal ein kleines High. Das passiert mir auch, wenn ich lange an einer Formulierung feile und sie dann genau das sagt, was ich rüberbringen möchte. Ich liebe es, mit Sprache zu gestalten, egal ob es dabei um Prosa oder Spielanleitungen geht. Das ist wie Gedichteschreiben: Ich verdichte Sprache so lange, bis der ganze Text schön rund wird.
Wenn du selber Zines von anderen hast: empfiehl bitte mal etwas, was dir gut gefallen hat.
Ich blättere momentan häufiger durch die beiden bisher erschienenen Ausgaben von „The Hearth Magazine“ von Prairie Dragon Press. Ich möchte die internationale Perspektive auf Rollenspiele nicht aus den Augen verlieren und „The Hearth“ bringt Artikel zu einem sehr breiten Themenspektrum mit. Da gibt es in der gleichen Ausgabe einerseits kleine, spielbare Module und andererseits Artikel über Rollenspiel und Mental Health, aber auch Rezepte für gute Dips, die man auf den Spieltisch stellen kann. Diese Mischung finde ich sehr spannend.
Was für Zines oder Blog-Content gefallen dir generell?
Ich muss gestehen, dass ich momentan recht wenig Blogs lese. Meist suche ich gezielt nach passenden Mechaniken oder Ideen für Probleme, die ich bei der Entwicklung meiner anderen Projekte habe. Da hilft in letzter Zeit sehr oft der YouTube-Channel „What Is Tabletop?“. Generell mag ich Texte zu ausgefallenen und frischen Ideen für Settings und Spielmechaniken.
Vielen Dank!
-Seba
@kritischerfehlschlag.de Hello! If You like Cthulhu Mythos invite You to take a look: https://mastodon.social/@adeptusrpg/114607444900925974 You can use those ideas in Your own content, for free.
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