Die „World of Greyhawk“ Teil 1

Publikationsgeschichte

Teil 1 von 2

Aus aktuellem Anlaß möchte ich einen Blick auf die World of Greyhawk werfen. Es ist jetzt angekündigt worden, dass die World of Greyhawk im kommenden Regelwerk von Dungeons & Dragons (nach „traditioneller“ Zählung die 6. Edition, aber das wäre ein eigener Blogeintrag…) im Dungeon Masters Guide als Beispiel für eine Kampagnenwelt enthalten sein soll. Wie umfangreich das werden wird und was genau drin ist, ist noch unklar. Zwei Karten sind enthalten – eine Karte des Kontinents und eine der Stadt Greyhawk.

Publikationsgeschichte

Die Spielwelt Greyhawk hat eine lange Geschichte hinter sich, die bis vor die Veröffentlichung von D&D zurückreicht. Anfang der 70er Jahre hatte Gary Gygax nach dem Vorbild von Dave Arnesons Blackmoor-Kampagne eine eigene Kampagne und nannte sie Greyhawk. In erster Linie ging es um einen ausgedehnten Dungeon unter Greyhawk Castle, den die Spieler erkunden konnten, und der auch dazu diente, die Regeln, die dann 1974 zu D&D wurden, auszutesten.

Die Macher von D&D gingen zunächst davon aus, dass jeder Spielleiter (zu der Zeit weit überwiegend Männer) seine eigene Spielwelt entwickeln würde, und eigene Abenteuer entwerfen würde. Es zeigte sich aber, dass sowohl Abenteuer wie auch die Welt von den Käufern nachgefragt wurde. Die veröffentlichen Abenteuer waren per default in Greyhawk angesiedelt, wenn sie keiner anderen Spielwelt explizit zugeordnet waren. Gary Gygax überarbeitete seine eigene Kampagnenwelt daraufhin grundlegend, und veröffentlichte sie 1980 im sogenannten „Folio“, bestehend aus einem übergroßen Umschlag, in dem sich ein Heft mit 32 Seiten und zwei große Faltkarten befanden.  Die beiden Faltkarten, von der Künstlerin Darlene gestaltet und noch ganz im Stil der Wargames mit einem Hexraster versehen, bildeten den Kontinent Flanaess ab (die Kartenteile sind zusammen etwa DIN A 0 im Format – 16 Blatt DIN A 4 ). Der riesige Kontinent konnte auf gerade einmal 32 Seiten natürlich nur skizziert werden, und schon drei Jahre später erschien dann die World of Greyhawk Box, mit insgesamt 128 Seiten Informationen zur Welt in zwei Heften und wiederum den beiden schon bekannten Karten.

Eine gute Darstellung der Greyhawk-Produkte mit einem thematisch ähnlichen Blogeintrag habe ich hier gefunden: https://rpgmusings.com/2021/08/the-4-eras-of-the-world-of-greyhawk/

Ende 1985 musste Gary Gygax den Verlag TSR verlassen, und Greyhawk wurde erst einmal nicht weiter verfolgt – Dragonlance lief gerade sehr gut, und mit den Forgotten Realms eines gewissen kanadischen Bibliothekars hatte man ein generisches Fantasy-Setting eingekauft. Gut, es gab eine Publikation namens Castle Greyhawk von 1988, aber das war ein umfangreicher Witz – die Dungeons unter den Ruinen der Burg waren 12 Ebenen voller Anspielungen auf aktuelle Popkultur und nicht zuletzt mit einem Filmstudio.

Ab 1988 jedoch wurde die Welt wieder mit Publikationen bedacht, zunächst das Quellenbuch Greyhawk Adventures, und 1989 begann mit der Box „City of Greyhawk“ eine Phase intensiver Publikationen für die Welt, im Wesentlichen von Carl Sargent geschrieben. Zunächst wurde das Label Greyhawk noch genutzt, um RPGA-Abenteuer zu veröffentlichen (von Gargoyle, Childs Play und Puppets würde ich außer für Komplettisten abraten), aber mit „Vale of the Mage“ begannen wieder ernsthafte Abenteuer und Quellenbände. Sargent hat die Welt dann ordentlich durcheinandergewürfelt und einen großen Krieg beschrieben, den man mit der Box „Greyhawk Wars“ auch selber nachspielen kann. Die letzte Greyhawk-Box „From the Ashes“ (1992) beschreibt recht umfangreich die Welt nach eben diesem Krieg und ersetzte die Box von 1983, mit zwei Heften mit je 96 Seiten und umfangreichem Begleitmaterial, und schrieb die Welt ungefähr 10 Jahre weiter fort.

In der Folge erschienen bis 1994 einige Quellenbände und Abenteuer, bevor die Welt 1994 abrupt beendet wurde – der letzte, bereits fertig geschriebene Quellenband „Ivid the Undying“  wurde nicht mehr veröffentlicht, war aber im Jahr drauf als Textdatei zugänglich gemacht worden. Das war möglicherweise schon ein Vorbote auf den Crash von TSR 1997.

Nachdem Wizard of the Coast TSR übernommen hatte, gab es ein Greyhawk Revival. Die In-game Zeit wurde wiederum einige Jahre fortgeschrieben. Es erschienen eine Reihe von Quellenbänden, darunter auch ein Players Guide, und einige Abenteuer. Zum 25-jährigen Jubiläum von D&D wurde 1999 einige Abenteuerklassiker neu aufgelegt bzw. überarbeitet, die auch ihren Ursprung auf der World of Greyhawk haben.

Mit dem neuen Regelwerk D&D3 im Jahr 2000 wurde auch ein neuer Quellenband, das „Living Greyhawk Gazetteer“ aufgelegt, und die „Living Greyhawk Campaign“ ins Leben gerufen, mit der die World of Greyhawk bis 2008 bespielt werden konnte. In dieser Zeit erschien das Abenteuer „Expedition to the Ruins of Greyhawk“, ein Abenteuer. Danach erschienen nur vereinzelte Abenteuer mit mehr oder weniger starken Greyhawk-Bezügen, bis zu „Ghosts of Saltmarsh“ für die 5. Edition 2019, und zuvor „Tales from the Yawning Portal“. Beide Bände enthalten aktualisierte alte Abenteuer, die im Original auf Greyhawk angesiedelt sind. Die Rahmenkampagne von Ghosts of Saltmarsh ist explizit auf Greyhawk bezogen. 

In den 2000ern hatte Paizo die Lizenzen für den „Dragon“ und den „Dungeon“ inne, und Erik Mona als Publisher ist alter Greyhawk-Fan. Daher wurden in den Dungeons drei Abenteuerpfade veröffentlicht, Shackled City, Age of Worms und Savage Tide, die auf der World of Greyhawk angesiedelt waren und das 3.x-Regelwerk nutzten.

Nicht zu vergessen ist auch Troll Lord Games, die kurz vor Garys Tod einen ersten Band seines Settings veröffentlicht haben, unter dem Namen Castle Zagyg. Die Witwe von Gary hat weitere Publikationen blockiert, aber nach einem kürzlichen Rechtsstreit das Material jetzt wieder freigegeben, und Troll Lord Games ist gerade dabei, weitere Publikationen auf den Markt zu bringen. Das Material ist wohl recht nah an Garys eigentlicher Kampagne.

Im zweiten Teil will ich die Welt inhaltlich etwas näher betrachten.

3 Kommentare zu „Die „World of Greyhawk“ Teil 1

  1. Vielen Dank, sehr interessant. Ich wusste gar nicht, dass Ivid the Undying nie richtig veröffentlicht wurde. Ich habe damals regelmäßig Dragon gelesen und darin war ständig Werbung dafür.

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