Eine Abwärtsspirale als Dungeon

Dies ist ein Gedankenspiel. Keine Ahnung, ob es das so oder so ähnlich schonmal gab, kenne mich dazu in der Geschichte der Dungeons nicht genug aus. Ich jedenfalls hatte diese Idee, als ich mich mal wieder mit den Gruftschrecken zu arg entspannt habe und bei Folge 91 eingedöst bin.

Stellt euch einen Schacht einer uralten Mine von recht großem Durchmesser vor, sagen wir einfach mal, es sind  grobe 100 m. Konzentrisch um den Schacht herum führt ein Weg hinab in die Tiefe, mal wie eine Rampe, manchmal als in den Stein gehauene Treppe. Zwar gibt es eine Art Geländer, doch kann man sich da leicht hinüber beugen und den Schacht hinauf und hinunter blicken, vergleichbar etwa mit dem großen Treppenhaus im Tower des Films Dredd.
Um bei solchen Vergleichen zu bleiben, ähnlich wie in der Serie Silo, zweigen in unregelmäßigen Abständen auf dem Weg hinunter Tunnel ab, einige versperrt, andere offen, die in bewohnte Bereiche führen, kleine Dungeons von jeweils 5-10 Räumen. Übereinanderliegende Bereiche sind durch senkrechte Lüftungsschächte miteinander verbunden, bei schräg benachbarten gibt es vielleicht sogar Geheimgänge.

Jeder dieser Lebensbereiche wird von einer Fraktion bewohnt, die natürlich mit den Nachbarn irgendwie in Verbindung steht, sei es durch Feindschaft, durch Allianzen oder Neutralität. Ganz gleich wie die Verhältnisse liegen, irgendwie leben sie miteinander.

Und ganz tief unten, dort wo es nur noch Finsternis gibt, liegt die für alle verbotene Zone, die seit Generationen nicht betreten wurde, nicht betreten werden darf. Das Überleben aller hängt davon ab.

Ich stelle mir vor, dass alle, die sich beteiligen wollen, einen Wohnbereich mit einer Fraktion und den Beziehungen zu ihren Nachbarn erstellen. Dabei sollten Gruppen tagaktiver Wesen weiter oben und nachtaktive oder die Dunkelheit liebende Wesen weiter unten leben. Keine weiteren Einschränkungen. Seien es volksspezifische oder gemischte Gruppen, Familien oder Gruppen mit gleichem Ziel sein, alles ist fein, auch Doppelungen.

Dazu erstellen alle Pat:innen mit demselben kostenfreien Online-Tool eine kleine Karte ihres Bereichs, so dass im Idealfall ein lebender Dungeon entsteht.

Ich frage mich, ob das funktionieren würde, ob das Ergebnis stimmig wäre. Und ob das dann überhaupt jemand spielen wollen würde und wenn ja, mit welchem System.

Wenn ihr zu diesem Gedankenspiel eine Meinung habt, hinterlässt sie gerne als Kommentar.

  • Lars

4 Kommentare zu „Eine Abwärtsspirale als Dungeon

  1. Klingt ein bisschen wie die Caves of Chaos aus Keep on the Borderlands, nur senkrecht ;o)

    Der für mich entscheidende Clue ist dann, wie diese verschiedenen Fraktionen miteinander interagieren. Ohne ein dichtes Netz an Verbindungen wäre es nur ein Baum aus 5-Room Dungeons. Gleichzeitig wäre aber diese Interaktion bei einer kollektiven Erstellung schwer herzustellen oder müsste zumindest explizit im Designprozess mitgedacht werden.

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  2. Quasi Exploration durch eine Art „Straßendorf-Megadungeon“? Ich glaube, vorab müsste entschieden werden, welches Genre (kitchen sink high fantasy?), welcher Spielstil (s.u.) und wieviel innere Logik (Nahrungsversorgung, Exkremente…?) erwartet werden. Die Distanz zwischen zwei, äh, „Dungeonappartements“ 😉 ist ja schon zu Fuß recht überschaubar: Je nachdem, wie stark das Gefälle auf der Spiralbahn ist, sind das wahrscheinlich zwischen 325 und 500 Metern bei einem Schachtdurchmesser von 100m. Wenn Fliegen, Teleportation o.ä. möglich ist und weitere Gänge/Schächte durch den Fels existieren, sind die einzelnen Einheiten noch dichter verbunden. Die sozialen Beziehungen zu den Nachbarn, die du ansprichst, wären aus meiner Sicht dann extrem wichtig, wenn es um Interaktionen geht, und müssten wahrscheinlich nicht nur jeweils die unmittelbaren Nachbarn betreffen, sondern jede Fraktion hat – je nach Mobilität – Beziehungen zu mehreren anderen Fraktionen, und Individuen hätten idealerweise nicht nur innerhalb ihrer Fraktion eine R-Map, sondern auch zu bestimmten Individuen außerhalb Einstellungen, die von der Grundhaltung ihrer jeweiligen Fraktionen abweichen können. (Oder die SL muss viel improvisieren.)
    Strukturell klingt das für mich jedenfalls nicht viel anders, als kollaborativ eine größere Siedlung zu erstellen, indem alle, die mitmachen, jeweils ein Haus ausarbeiten. Nur, dass durch die „Dungeon“-Ästhetik die Erwartung bei den Spieler_innen sein könnte, dass sie in jedem Haus jeden Raum durchsuchen. Wenn das aber ein zentraler Spielinhalt ist, dann wäre das Spiel mit den ganzen Beziehungsgeflechten zwischen den Fraktionen überladen (jedenfalls an meinem Spieltisch). Vielleicht ist das also eine Frage des Spielstils, die auch zu Beginn geklärt werden müsste, damit die einzelnen Beiträge zu der Dungeonspirale ein konsistentes Ganzes ergeben. Ich könnte mir vorstellen, dass das für mich am Spieltisch besser funktionieren würde, wenn ich den SCs eine klarere Aufgabenstellung geben könnte: Sucht die Cousine des sterbenden Königs, die zukünftige Thronfolgerin, die vor einem Jahr in den Spiraldungeon hinabgestiegen sein soll. Bergt die Robe des heiligen Tiamotis, die in den Schacht fiel, als der Heilige in den Himmel aufgefahren ist. Findet heraus, warum sich seit drei Jahren immer mehr Eichhörnchen in Vollmondnächten wie Lemminge in den Schacht stürzen. Die örtliche Eichhornpelzindustrie ist in großer Sorge (steht geradezu am Abgrund!). 😉 Grundsätzlich find ich die Idee spannend und würde gern mitbekommen, wenn du an dem Konzept feilst oder auch einfach so eine Mitmachaktion startest.

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  3. Wie wäre es mit einem endlosen Abstieg?

    „Ich stelle mir vor, dass alle, die sich beteiligen wollen, einen Wohnbereich mit einer Fraktion und den Beziehungen zu ihren Nachbarn erstellen.“

    Es geht einfach immer weiter. Und wie? Ganz einfach: Jeder, der eine Ebene erstellt, definiert zusätzlich zwei Dinge:

    1. Ein foreshadowing, das in den Raum darüber eingebettet wird – sei es ein Gegenstand wie ein Gemälde, ein Gerücht, Beute oder anderes. Wo und wie genau das vorkommt, muss nicht definiert sein. Das kann die SL selbst machen.
    2. Eine Auswirkung auf den Raum darunter. Das kann Müll sein, der hinabgeworfen wird, ein alter Groll, was auch immer. Die Details und wie sich das auf den Raum darunter auswirkt, kann die SL selbst definieren.

    Auf diese Weise kann ich mir die Ebenen nehmen und kombinieren wie ich will, und es entsteht dennoch eine miteinander verknüpfte Kette.

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